In Nieuwvliet-Bad und auf dem Campingplatz von Schippers hatte es mir auf dem Rückweg von der Frankreich-Rundfahrt so gut gefallen, dass ich unbedingt nochmal hin wollte. Als ich merkte, wie lang der Zeitraum der Sommerferien war, in dem ich eigentlich zuhause in Köln bleiben wollte, beschloss ich dort 2 Wochen Urlaub zu machen.
In dieser Zeit hatte ich genügend Zeit mit dem Rad Städte im Umland zu besuchen. Nieuwvliet-Bad an sich hat eigentlich nichts außer tollen Stränden, einen Bäcker, mehreren Campingplätzen, Ferienhäusern und Radvermietungen. Camping Schippers hat mir besonders gut gefallen, weil er direkt hinter Düne und Strand liegt und nicht überlaufen ist.
Cadzand
Nach Cadzand ging es öfter mal, da dort die nächste Möglichkeit war Lebensmittel zu kaufen. Außerdem kam man immer auf vielen Routen am Meer entlang dort vorbei. Der Weg entlang dorthin ist wunderschön. Man radelt immer auf dem Deich, hinter den Dünen oder kleinen Wegen am Meer entlang. Es gibt eine Vielzahl von Stränden, die alle nicht überlaufen und sehr schön gelegen waren. Cadzand selbst ist eigentlich ein kleiner, netter Ort. Aber es gibt viele Touristen und alles was sie so brauchen. Also viele Restaurants, kleine Shops und Cafés und einen großen Supermarkt. Richtung Strand wird es dann so richtig voll mit Strandbars, Hotels und Appartements. Mir war dort einfach zu viel Trubel, der Ort ist aber an sich hübsch und schön gelegen.
Groede
Groede ist besonders interessant, weil sie im Zentrum eine Straße besitzt, die flämisches Kulturerbe ist. Und so machen den Reiz vor allem Handwerksbetriebe und kleine Geschäfte aus, in denen man viel altes flämisches Handwerk bewundern kann. Und in einem Museum „Het Vlaemsche Erfgoed“ kann man einen Einblick in das Leben in einem flämischen Bauerndorf Anfang des 20. Jahrhunderts gewinnen. Beim Gang durch den Ort fühlte ich mich ein bisschen in eine andere Zeit versetzt. Für mich persönlich waren die alten Handwerkskünste besonders spannend anzusehen.
Breskens
Bei meiner ersten Radtour bin ich nur ein kurzes Stück an Breskens vorbeigekommen. Ich habe gerade mal den Fährhafen Richtung Vlissingen gestreift und bin dann wieder am Meer entlang zurück nach Nieuwvliet gefahren. Auf der nördlichen Spitze hinter dem Fährhafen wehte ein solcher Wind vom Meer her, dass ich das ganze T-Shirt voller Marienkäfer und anderem Getier hatte. Aber auch diese Strecke am Meer entlang war so schön wie das Stück zwischen Nieuwvliet und Cadzand. Hübsche Strände und ein Radweg oberhalb mit Blick aufs Meer.
Einen anderen Tag wollte ich mir Breskens mal genauer ansehen. Die Strecke am Meer entlang war so früh auch nicht voller Touristen. In Breskens schaute ich mir die Häfen an, die Promenade im Stadtkern, irgendwie alles nicht wirklich schön. Das einzig Nette war tatsächlich so eine Art Wasserspielplatz mit wechselnden Fontänen. Aber es gab einen großen Supermarkt und so kaufte ich ein paar Vorräte für den Kühlschrank ein. Der Rückweg musste deshalb flott gehen und ich hatte gerade noch Glück. Nach ein paar vereinzelten Tropfen, fing es heftig an zu regnen. Aber ich war gerade am Bus angekommen.
Oostburg
An dem Tag, als ich beschloss, nach Oostburg zu radeln und mir den Ort anzusehen, war es ordentlich windig und intelligenterweise hatte ich keine Mütze dabei. Also probierte ich einige ungewöhnliche Kopfbedeckungen, damit ich keine Ohrenschmerzen bekam. Auf dem hinweg klammerte ich mir die Kapuzenjacke mit einer Haarspange unterm Kinn zusammen. Auf dem Rückweg wickelte ich mir meine Jacke um den Helm herum und band die Ärmel unter dem Kinn zusammen. Ich möchte nicht wissen, was entgegenkommende Radfahrer wohl über mich gedacht haben.
In Oostburg angekommen war ich zuerst enttäuscht, obwohl der Ort an sich ganz hübsch war. Aber die Kirchen waren in modernem Stil gebaut, der mir nicht gefiel. Die Geschäfte waren geschlossen (es war Sonntag, was hatte ich anderes gedacht???) und es war eine Kirmes aufgebaut, deren Buden ebenfalls noch geschlossen waren. Also ging ich erst einmal Kaffee trinken. Das war nett und so fing ich meine Stimmung wieder ein. Ich beschloss, die Malerei auf den Fahrgeschäften und Buden zu bewundern und zu fotografieren. Und so langsam machten sie auch auf. Auf dem Rückweg entdeckte ich noch eine Weide mit Kühen, deren Hintern so dick und geformt waren, wie bei Schweinen. Was mag das wohl für eine Rasse sein.
So wurde dieser Tag doch noch schön und mit einigen Erlebnissen gespickt.
Knokke-Heist
Nach Knokke wollte ich unbedingt einmal fahren. Einfach um mit dem Rad nach Belgien gefahren zu sein und ein bisschen auch um meine Vorurteile, dass die Strände in Belgien verbaut sind, zu bestätigen.
Die Fahrt dahin ging zuerst über Cadzand immer die schöne Strecke am Meer entlang. Das Wetter spielte auch mit. Um und durch „de Zwin“: ein schönes Naturschutzgebiet, aus einem versandeten Meeresarm entstanden. Mit Flut und Ebbe und Schlick und Salzwiesen.
Knokke-Heist bestätigte auf den ersten Blick alle meine Vorurteile. An der Promenade hohe Häuser, Bezahl-Strände, alles zugebaut mit, wie ich finde, hässlicher Modernität. Überall Geschäfte und sehr viele Menschen. Knokke ist eben auch eine Stadt und kein Dorf. Was mir gut gefiel: überall gelbe, rote oder weiße Schirmchen Ansammlungen. Ich suchte ein nettes Kaffee und fand eins. Ganz mein Geschmack, sehr leckerer Kaffee aber mit 4€ sehr teuer und dann im Pappbecher! Anschließend schlendert ich ein bisschen herum die Stadt anschauen. Auch wenn ich sie nicht schön fand, Neues zu entdecken gefällt mir immer. Und es gab wirklich viel zu sehen. Zum Abschluss gönnte ich mir ein Eis an der Promenade: 2 Bällchen für 4€, dafür aber so riesige Bällchen, daß ich ein bisschen Bauchschmerzen bekam.
Sluis
Sluis wird als Shopping-Paradies angepriesen und das wollte ich sehen. Da es wieder sehr windig war, suchte ich für den Hinweg die kürzeste Strecke. Es ging immer schnurgeradeaus an einer Schnellstraße entlang zwar mit einem eigenen Fahrradweg aber ziemlich langweilig.
An einer Stelle kam ich ins Zweifeln über die Strecke, da war ich aber schon ganz in der Nähe von Sluis. Ich probierte einen Miniradweg querfeldein über eine Kuhweide und an einem Wildgehege vorbei. Dort fütterten Kinder die Kitze, obwohl das ausdrücklich verboten war. Auf einem Schild wurde darauf hingewiesen, dass kleine Rehe kein Brot vertragen und daran sterben können. Die zugehörige Mutter sagte nichts dazu. Ich überlegte kurz, sagte aber auch nichts. Im Nachhinein habe ich mich sehr über mich selbst geärgert.
Nach einer Kurve stand ich dann ganz plötzlich mitten in Sluis. Ich war erst einmal ein bisschen überwältigt von der Menge an Menschen und Shoppingmöglichkeiten. Es erinnerte mich an Sankt Peter Ording oder Bad-Münstereifel: Ein nettes kleines Dorf, vollgestopft mit Menschen und Geschäften. Langsam gewöhnte ich mich dran, schloss mein Fahrrad an und fing an zu gucken, fotografieren und genießen. In einem Laden probierte ich ein Kleid an und kaufte es. Da der Automat des Händlers meine Karte nicht annahm, kratzte ich mein letztes Geld zusammen. Das fehlte dann für einen Kaffee und ich suchte einen Geldautomaten. Nach Cappuccino und Appeltarte radelte ich zurück. Dieses Mal über die längere, dafür schönere Strecke an „Het Zwin“ entlang und durch Cadzand .
Meine Empfehlung
Nieuwvliet-Bad:
Camping Schippers, https://www.campingschippers.nl/de/camping-zeeland-am-meer
De Boekanier, https://www.de-boekanier.nl/
Brood & Zo, https://www.broodenzonieuwvliet.nl/
Groede, De Twee Duiven Huistheater, Het vlaemsche Erfgoed, https://www.het-vlaemsche-erfgoed.nl/kunsten-en-ambachten/adrie-oosterling/
Oostburg, Hotel-Restaurant De Eenhoorn, www.eenhoornoostburg.nl