Auf der Suche nach dem richtigen Gefährt kletterte ich in unzählige Busse und Wohnmobile. Die meisten schienen mir gleich so monströs, dass ich mir im Traum nicht vorstellen konnte, sie zu bewegen. Außerdem bin ich ja eine einzelne Person und keine ganze Familie und ich hatte die Vorstellung, dass ich auch in der Stadt mit dem Auto halbwegs gut rangieren können wollte.
Bei meinem ersten Besuch bei dem Händler fand ich einen Bus mit einem aufstellbaren Hochdach. Er hatte es mir spontan angetan. Oben unter dem Hochdach hatte man einen eigenen kleinen Schlafraum, in dem ich mich auch sicher fühlte, sollte nachts unerwartet nicht eingeladener Besuch erscheinen. Ich könnte ihm zur Abwehr irgendeinen Gegenstand fest auf den Kopf schlagen und läge nicht, wie in den meisten Wohnmobilen, unten einladend auf dem Präsentierteller. Ich weiß: diese Bilder entstehen nur im Kopf und meistens kommt alles anders als man denkt. Aber ich finde, die Hauptsache ist, dass man mich sicher f ü h l t.
Es gab noch mehrere Besuche bei jenem Händler und meine Vorstellungen wurden immer konkreter. Eines Tages fand ich ihn und habe mich sofort verliebt: es war ein Ford Westfalia Nugget mit festem Hochdach. Sofort sympathisch war er mir als ich sah, dass er über und über beklebt war mit Smileys, Geckos und Alpakas. Der Innenraum und die Einrichtung sahen komplett neu und sauber aus. Auch alles was ich von außen sehen konnte, sah gepflegt und intakt aus, obwohl der Wagen 10 Jahre alt war.
Es war ganz genau der 16. September 2018 als ich all meinen Mut zusammennahm und Richtung Bonn fuhr. Eine Weile stromerte ich in der weitläufigen Halle mit all den Wohnmobilen und Campern herum, kletterte gefühlt -zig Mal in „meinen“ Campingbus und suchte dann nach einem Verkäufer.
Als ich ihn endlich gefunden hatte, meldete ich Interesse an dem Bus mit den Smileys an. „Oh, da haben Sie Glück, wenn Sie schnell sind. Es gibt eine weitere Interessentin, die heute Bescheid geben wollte“ erzählte mir der Verkäufer. „Ich zeige Ihnen mal die Ausstattungen des Vans.“
Ich weiß noch genau, dass ich völlig benebelt war vor lauter Aufregung. Ich trottete hinter ihm her und konnte kaum folgen, was er alles über die vielen Funktionen, das ausziehbare Dachbett und den Bordcomputer erläuterte. Dann führte er mich zum Schreibtisch und es ging ans Ausfüllen der Verkaufspapiere. Zwischendurch klingelte das Telefon und Herr Güncel* entschuldigte sich kurz. „Sie haben Glück, dass Sie sich so schnell entschieden haben. Das war die andere Interessentin, der ich jetzt leider absagen musste,“ erwähnte er kurz.
So wurde ich stolze Besitzerin vom Lurchmobil, wie ihn meine beste Freundin sofort taufte. In den nächsten Tagen kämpfte ich ein paar Mal mit der Überweisung der Anzahlung. Ich war überrascht, dass es gar nicht so einfach war, online einen größeren Betrag zu überweisen. Der Rest sollte bezahlt werden, sobald das Wohnmobil durchgecheckt und gereinigt wäre.
*Name geändert
In den folgenden Wochen verkaufte ich meinen geliebten Opel Agila, denn mir war klar, dass ich mir keine 2 Autos leisten konnte. Dann müsste ich eben entscheiden, ob ich Erledigungen lieber mit dem Fahrrad, zu Fuß, Bus und Bahn oder dem etwas sperrigen Bus erledigen wollte. Ich hatte mich ja unter anderem für einen etwas kleineren Bus entschieden, weil ich ihn im Anwohnerparken abstellen wollte.
Ich telefonierte etliche Male mit dem Wohnmobilhändler, um endlich einen Termin für die Abholung zu bekommen. Schließlich wollte ich mein Auto wenigstens mal testen, bevor es Winter wurde und viele Campingplätze schließen.
Es dauerte einen ganzen Monat bis ich am 15. Oktober meinen Bus abholen konnte.