Der Morgen begann mit einer Wette: am Abend vorher hatte ich eine lustige Reinigungsaktion von meinem Lurchmobil vorgenommen. Es hatte eine ganze Woche unter einem Lindenbaum gestanden und war über und über voller Blüten, Blätter und klebrigen Rückständen vom Baum. In einer größeren Aktion hatte ich sämtliche Insekten- und Baumrückstände entfernt, es fehlte nur das Dach; da war ich trotz Leiter nämlich nicht richtig drangekommen. Also schnappte ich mir einen langen Besen, eine Kehrschaufel und Reinigungstücher. Ich wollte aus der Dachluke heraus die Blätter vom Dach fegen. Dass es eng werden würde, war mir vorher schon klar und so lagerte ich mein Handwerkszeug auf dem Dachbett, öffnete die Luke und machte mich daran, mich aus der Dachluke zu winden. Aber es klappte tatsächlich, obwohl sehr knapp. Ich musste erst die Arme und Schultern rausstrecken, mich dann in die Diagonale drehen und anschließend die Hüfte aus der Luke strecken. Aber so kam ich tatsächlich an allen Dreck auf dem Dach. Ich erregte dabei großes Aufsehen bei einem Grüppchen Feiernder auf dem gegenüberliegenden Plätzchen. Es gab sogar Applaus.
Ein Freund, dem ich von dem Schauspiel erzählte und wie eng es dabei war, behauptete großspurig, dass er das auch schaffen würde, obwohl er um einiges kräftiger und breiter sei. Das wollte ich nicht glauben und so forderte ich ihn zu einer Wette heraus: wenn er es hinbekäme mit dem ganzen Körper aus der Dachluke zu schauen, bekäme er einen Kasten Bier. Wenn ich die Wette gewinne würde, sollte eine Einladung zum Cocktail für mich herausspringen.
Also gingen wir nach dem Kaffee in Richtung Auto, als mein Freund plötzlich „Ach du Scheiße“ sagte. Ich hatte noch nichts bemerkt und fragte: „Was denn?“ Und dann sah ich es auch: die vordere
Seitenscheibe an meinem Camper war eingeschlagen und in tausend Splitter zerbrochen. Ich öffnete die Autotür, um mir den Schlamassel anzusehen. Es war alles zerwühlt, sämtliche Schubladen und
Schränke aufgerissen und der Inhalt überall verstreut. Auf der Ablage in der kleinen Küche standen drei aufgerissene Dosen mit Suppen und Fertiggerichten. Der Einbrecher hatte wohl von allem
probiert und dabei ordentlich herumgesaut. Es hatte anscheinend nicht geschmeckt, denn die Dosen waren noch halbvoll. Ich machte direkt Fotos und sah mich dabei um, ob etwas fehlte. Und natürlich
war meine digitale Spiegelreflexkamera, die ich leider in einem Fach vergessen hatte, verschwunden und wie ich später noch feststellte mein MP3 Player. Glücklicherweise war aber sonst nichts
entwendet oder zerstört.
Nach einem Anruf bei der Polizei wurde ich zur nächsten Wache geschickt. Dort nahm eine ausgesprochen nette Polizistin den Sachverhalt auf, schaute sich den Schaden an und bemerkte sehr einfühlsam: „Offensichtlich ist der Einbrecher wenigstens nicht in ihrem Bett gewesen. So etwas ist emotional nicht leicht zu verkraften.“ Genau das war auch mein erster Gedanke beim Blick in mein Wohnmobil. Nach der Anzeige bei der Polizei brauchte ich erstmal eine Pause und ging einen Kaffee trinken.
In meinem Stamm- Café, der Cafebar, telefonierte ich viel herum, um einen Notdienst zu finden, der die Scheibe auch am Sonntag austauschen könnte. Leider konnte ich nichts erreichen und suchte nach Alternativen. Ich konnte mein Auto mit eingeschlagener Scheibe nicht einfach so stehen lassen bis am nächsten Tag jemand das Glas austauschen würde. Was also tun? Ich ging in den Keller, um irgendetwas zu finden, womit ich provisorisch vor Regen und Einbruch sichern konnte. Ich fand 2 Bretter und Noppenfolie, suchte ein paar Schrauben und einen Schraubenzieher zusammen und ging zurück zu meinem Camper. Mit längerem Probieren, schaffte ich es, ein Brett von innen und eins von außen zu verschrauben und mit der Noppenfolie zusätzlich gegen Regen zu schützen. Nachdem ich innen im Auto ein bisschen aufgeräumt, geputzt und teilweise entsorgt hatte, reichte es mir für den Tag. Ich ging nach Hause und ruhte mich in einer unruhigen Nacht aus.
Am nächsten Morgen fuhr ich direkt zu CARGLASS. Dort konnte ich mein Auto stehen lassen bis 3 Tage später die Scheibe geliefert und eingesetzt sein würde. Jetzt noch die Bestätigung über die Anzeigenerstattung bei der Polizei abholen und von zuhause aus online den Schaden der Versicherung melden. Dann wäre erstmal alles erledigt. Es hatte im Prinzip alles reibungslos geklappt, doch ich hoffe trotzdem, dass mir ähnliches nicht allzu oft passieren würde.